Gleich bei meiner Ankunft begrüßen mich Klatschmohnblüten. Sie leuchten in einem strahlenden Rot auf der Trockenmauer und lassen den hässlichen Maschendraht, der die Mauer zusammenhält und sichert, vergessen. Gleich neben der Mauer sprießen einige Nester des Dolden-Milchstern aus dem Gras und bilden mit ihrem milchigen Weiß einen auffälligen Kontrast zum Rot des Klatschmohnes. Wenige Schritte weiter wachsen, hübsch gelbblühend, einige Büschel des Frühlings-Greiskrautes, das ebenso giftig ist wie das übertrieben gefürchtete Jakobs-Kreuzkraut. Beide Pflanzen enthalten Alkaloide, die den Pflanzen als Fraßschutz dienen. Wenn das Gras unserer Wiese als Heu für Pferde Verwendung finden sollte, muss die Pflanze jetzt zur Blütezeit und vor der Samenbildung entfernt werden. Denn selbst als Heu behält dieses Greiskraut seine Giftigkeit und kann Leberschäden und Krebs verursachen. Allerdings muss das Heu schon große Mengen des Frühlings-Greiskrautes enthalten, um Pferden Schaden zuzufügen. Von einer generellen Vernichtung dieser Pflanze sollte wiederum aus Naturschutzgründen abgesehen werden. Denn einige Insekten und ihre Larven, so auch die mit den Warnfarben schwarz und gelb geringelten Raupen des Schmetterlings Jakobskrautbär, nähren sich ausschließlich von den Blättern der Greiskräuter und lagern deren Gift in ihren Körper ein. Dadurch sind sie bestens vor Fressfeinden geschützt.
Entlang des nordwärts führenden Weges gehend, erfreuen mich die üppigen Blüten des Fliederbusches. Mehrere Stare sind vollauf mit der Fütterung ihres Nachwuchses beschäftigt. Emsige Kohlmeisen, die mit vollen Schnäbeln in die Nistkästen ein- und mit leeren Schnäbeln wieder ausschlüpfen, sind zu sehen. Die Wanderimkerei Schäfer hat wieder 10 Bienenvölker auf unserer Wiese deponiert. Das Gesumme der fleißigen Nektarsammlerinnen wirkt irgendwie beruhigend auf mich. Nachtigall, Mönchsgrasmücke, Turteltaube, Pirol, Turmfalke und Mäusebussard kann ich registrieren. Dann entdecke ich wieder einen (nun schon den dritten in dieser Gegend) zwar primitiv gebauten, aber anscheinend gerne angenommenen Brutkasten für Wiedehopfe, den sicher der uns bisher unbekannte Wiedehopffreund installiert hat und betreut.
Leider liegen noch überall die schwarzen Schutzfolien der Spargelbeete achtlos im Gelände umher. Wann werden die Spargelanbauer die Folien endlich entfernen?
Als ich den Heimweg antreten will, entdecke ich einen Wiedehopf, hoch im dürren Gezweig des Heckenstreifens sitzend, der sich westlich unseres Grundstückes hinzieht. Nach einigen Minuten fliegt der Wiedehopf zum Boden der ehemaligen Brombeerwildnis, die aber seit einiger Zeit gerodet ist, um dort mit seinem langen Schnabel in der Erde zu stochern. Danach fliegt er ostwärts ab, und auch ich fahre zufrieden heimwärts.