Fledermaus im Hochhausflur

Fledermaus in Notlage
Fledermaus in Notlage

Am Dienstag, dem 08.09.2015 erreichte ein Hilferuf – erst telefonisch, dann per Mail – Heiko Weissgerber bei der Servicestelle des NABU-Frankenthal. Im Flur des 5.OG eines Hochhauses im Albrecht-Dürer-Ring hatte sich eine Fledermaus einquartiert. Das ist zwar an sich nichts Ungewöhnliches, besonders um diese Jahreszeit, in der die Fledermäuse gerne herumschwärmen, um ihre nähere und weitere Umgebung zu erkunden und dabei auch gelegentlich in Wohnhäuser einfliegen. Normalerweise genügt es dann, ein Fenster weit zu öffnen, damit die Tiere spätestens am Abend den Raum wieder verlassen. In diesem Fall hatte sich die Fledermaus aber anscheinend zwei Tage lang nicht von der Stelle bewegt, sie blieb die ganze Zeit an die Sirene der Brandmeldeanlage geklammert.

Nachdem Heiko die Mail an mich weitergeleitet hatte, bin ich umgehend dorthin gefahren. Der freundliche Herr, der uns alarmiert hatte, hat mir die Fledermaus gezeigt und eine Leiter zur Verfügung gestellt. Als ich sie von dieser Sirene abnehmen wollte, habe ich festgestellt, dass sie mit dem rechten Flügel unter dem Sirenengehäuse irgendwie eingeklemmt war, jedenfalls ließ sie sich da nicht ohne Gewalt lösen, und das wäre ja auch eine Erklärung gewesen, warum sie dort seit zwei Tagen auf dem Fleck saß. Sie hätte nämlich gut rausfliegen können, direkt am Ende des Flurs, nicht weit, war ein Fenster weit offen. Nach mehreren – wahrscheinlich ziemlich ungeschickten – Versuchen, das Gerät abzunehmen oder zumindest den Spalt unter dem Gehäuse etwas zu erweitern, kam sie schließlich frei und fiel ohne Flugversuch auf den Boden. Ich setzte sie in den vorsorglich mitgebrachten Karton und nahm sie mit, begleitet von den guten Wünschen ihres Entdeckers.

Ich besorgte auf dem Heimweg gleich Mehlwürmer, und daheim bot ich ihr als erstes Wasser aus einer kleinen Spritze an, hatte auch den Eindruck, dass sie getrunken hat. Dann hat sie nach einigen Mühen zwei Mehlwürmer verzehrt, die waren natürlich ziemlich groß für sie ( es handelte sich wahrscheinlich um eine Zwergfledermaus, so lang wie mein Daumen), später kam ich dann auf die Idee, die Mehlwürmer vorher zu zerschneiden.

Ich habe dann noch mehrmals nach ihr gesehen und auch immer wieder versucht, sie zu füttern, nicht immer mit Erfolg.

Ich dachte, sie sei wahrscheinlich verletzt, vom Einklemmen unter der Sirene oder vielleicht vorher schon, denn auf dem Foto im Hausflur sieht man kleine Flecken auf der Sirene und an der Wand, die Blutflecken sein könnten, jedenfalls hat sie zunächst nie versucht, wegzufliegen. Ich habe Herrn König vom Arbeitskreis Fledermausschutz angerufen, der mir geraten hat, sie von einem Tierarzt untersuchen zu lassen. Er solle versuchen festzustellen, ob vielleicht ein Flügelknochen gebrochen sei, und in diesem Fall solle ich sie gleich einschläfern lassen. Es ist nämlich so, dass Verletzungen der Flügelhaut zwar gut heilen und das Tier dann wieder ganz gesund werden kann, ein Knochenbruch heilt aber (nach allen Erfahrungen vieler Fledermausschützer) nie so gut aus, dass die Fledermaus dann wieder voll flugfähig wird und leistungsfähig genug, um zu jagen. Ein artgerechtes Leben in Freiheit ist somit nicht mehr möglich, und sie wird zum Dauerpflegefall.

Ich habe dann mit meinem Tierarzt telefoniert, und wir haben vereinbart, dass ich sie ihm am Mittwoch morgen vorstelle. In der Frühe haben wir sie nochmal gefüttert, mindestens 3 Mehlwürmer hat sie genommen und auch getrunken. Sie saß dabei auf meiner Hand, und zu unserem größten Erstaunen entfaltete sie plötzlich ihre Flügel und begann, in unserem Wohnzimmer Runden zu drehen. Als wir uns von unserer Verblüffung erholt hatten, konnten wir feststellen, dass sie (aus unserer Menschensicht) sehr elegant und sehr schnell fliegen konnte. Wir haben dann ein Fenster weit geöffnet, und nach einigen weiteren Runden hat sie es auch gefunden und flog davon. Das war natürlich für uns alle, besonders die Fledermaus selbst, die allerbeste Lösung.

Leider, leider haben wir kein Foto von ihr aufgenommen, da wir dachten, dazu später noch Gelegenheit zu haben. Es wäre so ein schönes Bild gewesen, wie sie da so zierlich auf meiner Hand saß, während noch ein Stück Mehlwurm aus ihrem Maul ragte. So haben wir nur das Bild an der Sirene im Hochhausflur.

Falls noch jemand in seinem Haus plötzlich Fledermäuse vorfindet: keine Angst, in der Regel fliegen sie von selbst wieder raus. Nicht verscheuchen – spätestens bei Dämmerungsbeginn Fenster weit öffnen und Licht ausschalten. Bei Problemen nehmen Sie Kontakt mit uns auf, am besten über die Servicestelle (siehe Kontakt) oder mit Evelyn Lepique, Tel. 06233 27828.

 

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