Reptil des Jahres 2015 Emys orbicularis

Europäische Sumpfschildkröte rechts und Rotwangenschildkröte links 25.März 2015 Foto Deichfuß
Europäische Sumpfschildkröte rechts und Rotwangenschildkröte links 25.März 2015 Foto Deichfuß

Im Mai des Jahres 2012 entdeckte ich, zusammen mit den Kindern unserer NAJU-Gruppe, im Scherrschen Weiher eine Europäische Sumpfschildkröte, die ich zudem noch fotografieren konnte ( Pressemitteilung Rheinpfalz 2012 Nr.125). Seitdem suchte ich immer wieder das kleine Gewässer vergeblich nach diesem Reptil ab. Nur die zahlreichen aus Nordamerika stammenden Rotwangenschmuckschildkröten, die verantwortungslose „Tierfreunde“ dort wohl ausgesetzt haben, konnte ich sichten.
Nun wurde die Europäische Sumpfschildkröte ja zum Reptil des Jahres 2015 gewählt, da sie auf der „Roten Liste“ ganz oben steht. Das war für mich Ansporn, meine Suche zu intensivieren. Endlich am sonnigen 25. März entdeckte ich Emys in trauter Gemeinsamkeit mit einigen Rotwangenschildkröten, sozusagen als Symbol deutsch- amerikanischer Verbundenheit. Sehr viel lieber wäre ihr sicher artgleiche Gesellschaft, möglichst männlichen Geschlechtes. Dass unsere Emis ein Weibchen ist, verrät ihre gelbe Augenfarbe. Die Männchen schauen mit bräunlichen bis rötlichen Augen der holden Damenwelt nach. Aber da die europäische Sumpfschildkröte in Rheinland-Pfalz als ausgestorben gilt (ein Wiederansiedlungsprogramm bei Bobenheim/Roxheim läuft erst seit 2010), wird unsere Frankenthaler Emys wohl vergeblich auf sexuelle Erfüllung warten. Eigentlich schade, denn die renaturierte Landschaft bietet diesem Reptil gewiss genügenden Lebensraum. Was noch fehlt, ist eine geschützte und sonnige Sandfläche als  Eiablegeplatz. Wie die Schildkröte in den Weiher kam, ist nicht bekannt. Das Exemplar könnte  der ursprünglich hier beheimateten Population entstammen, die bis in den 1940er Jahren noch in Edigheim bestanden haben soll. Da europäische Schildkröten 100 Jahr alt werden, ist dies durchaus möglich; aber auch, dass irgend jemand ein Tier aus Urlaubsgefilden, und somit möglicherweise einer anderen Unterart zugehörig, mitbrachte und hier aussetzte. Das kann allerdings nur mittels einer genetischen Untersuchung festgestellt werden. Denkbar ist auch, dass der Schildkröte die Flucht aus dem hier lange ansässigen Aquarien-Terrarienverein in die Freiheit gelang.

Kommentare und Meinungen von Experten erwarte ich mit gesteigertem Interesse.

Registrieren Sie sich für unseren Newsletter

Wir freuen uns, dass Sie sich für unsere Arbeit interessieren, melden Sie ich doch für unseren Newsletter an.

Nach dem Absenden dieses Formulars erhalten Sie eine E-Mail mit einem Aktivierungslink von uns. Erst wenn Sie diesen aufgerufen haben, werden Sie in unserem Newsletter eingetragen.

Die von Ihnen bei der Anmeldung zur Verfügung gestellten Daten werden auf einem Server bei unserem Dienstleister IONOS gespeichert und ausschließlich für unseren Newsletter verwendet.

Die mit * markierten Felder sind Pflichtfelder.
Liste(n) auswählen:

Eine Antwort auf „Reptil des Jahres 2015 Emys orbicularis“

  1. Ich bin begeistert, dass wir im kleinen Wald eine Sumpfschildkröte haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein autochthones Exemplar ist, ist jedoch sehr gering. Die europäische Sumpfschildkröte galt bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis auf kleine Bereiche im Nordosten Deutschlands als Ausgestorben. Einen beachtlichen Beitrag dazu leistete die Kirche: indem die Sumpfschildkröte den Fischen zugeordnet wurde, durfte ihr Fleisch in der Fastenzeit gegessen werden, und dem wurde ausgiebig gefrönt. Mitte des 19. Jahrhunderts kam es dann in Mode Schildkröten in Parks und Gärten zu halten, und so wurden zu dieser Zeit allochtone Unterarten aus Südeuropa eingeschleppt. Möglicherweise ist die genannte Edigheimer Population auf solche Exemplare zurückzuführen. Es ist durchaus denkbar, dass unser Exemplar noch auf diese Population zurückgeht, denkbar ist aber auch, dass es sich um ein ausgesetztes Exemplar aus privater Haltung handelt. Derzeit laufen umfangreiche Wiederansiedlungsmaßnahmen u.a. am Roxheimer Altrhein und Germersheim. Ich weiß nicht wie genau diese Bestände überwacht werden, ob es möglich ist, dass das Tier vom Roxheimer Altrhein stammt. Wie Hermann bereits sagte, kann Klarheit, welcher Unterart diese Schildkröte angehört, nur über eine genetische Untersuchung geschaffen werden.

Schreibe einen Kommentar