Wildtulpen zwischen Weinreben

Am Montag 24.04. fahren Gertrud und ich bei strahlendem Sonnenschein nach Gau- Odernheim. In der Nähe des Sportplatzes parken wir das Auto. Sofort fällt uns eine Saatkrähenkolonie auf. Entlang des Baches Elz stehen hohe Pappeln, in deren Kronen die Rabenvögel ihre Nester errichtet haben. Krähengeschrei und der Krähenkot scheinen hier, außerhalb des Wohngebietes, die Menschen nicht zu stören.
Ein Wegweiser mit der Beschriftung Wildtulpen zeigt uns den Weg. Auf einem Asphaltweg erreichen wir nach 1,5 km eine Informationstafel, auf der wir  über die hier wachsenden Wildtulpen lesen: „Wuchsort der Wildtulpe (Tulipa sylvestris L.) Einziger Standort der Wildtulpen in diesem Ausmaß in Deutschland. Ursprung: Südeuropa (Sizilien, Griechenland, Türkei) Sie wurde erst in der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert von Bologna nach Mitteleuropa verbreitet. Voraussetzung hier, fettiger, feuchter, steinarmer Lößlehmboden, warmes Klima im Zentrum des rheinhessischen Wärme – und Trockengebietes. Die Tulpe darf nicht  ausgegraben oder gepflückt  werden“. Nach wenigen Metern den Lieberg aufwärts entdecken wir die erste voll erblühte Tulpe. Auf einem zarten Stängel  mit schmalen lanzettischen  Blättern sitzt die gelbe Blüte. Ihre sechs  Blütenhüllblätter bilden sternförmig einen Kreis. Die Blüte scheint die Sonne und den schwachen Wind zu genießen und schwingt sich wie beseligt  im Tanz. Nun erreichen wir eine Weinbauparzelle, in der die Tulpen die dominierenden Beigewächse sind. Der Kontrast zwischen den alten knorrigen graubraunen Rebstöcken und den zarten gelben Tulpen ist einfach märchenhaft, und wir können uns nicht sattsehen. Danach erreichen wir einen schmalen unbewirtschafteten,  mit einzelnen Büschen bestandenen Landstreifen, der sich bis zur Bergkuppe hinaufzieht.  Hier bilden die Tulpen stellenweise einen dichten gelben Teppich. Verschiedene  Hummeln- und Bienenarten summen umher. Hübsche Aurorafalter fechten Revierkämpfe aus. Am Himmel kreisen Mäusebussarde und Turmfalken. Bevor wir den Rückweg antreten, ruhen wir uns auf einer Bank etwas aus, blicken zum nahen Petersberg und genießen die wärmenden Sonnenstrahlen.