Rotwangenschildkröte

Beim Spaziergang in unserem Kleinen Wald komme ich zu einem Geländestreifen, der erst jüngst gemäht und gemulcht wurde, damit Brombeerbüsche nicht alle anderen Pflanzen überwuchern. Auf diesem Geländestreifen entdecke ich eine Rotwangenschildkröte, die, gemächlich wandernd, sich immer weiter von dem Weiher entfernt, in dem recht viele ihrer Artgenossen leben. Ich nehme die Schildkröte hoch und erkenne an der vollkommen planen Unterseite des Panzers, dass es ein weibliches Tier ist. Vermutlich ist es auf der Suche nach einem geeigneten Eiablegeplatz. Nachdem ich die Schildkröte wieder abgesetzt habe, streckt sie nach einer Weile den Kopf aus ihrem Panzer und setzt sich ohne Hast wandernd in Bewegung. Ich entferne mich zwar in die entgegengesetzte Richtung, kehre aber nach 45 Minuten zur gleichen Stelle zurück und entdecke nach kurzer Suche die Schildkröte wieder. Inzwischen hat sie mit den scharfen Krallen ihrer Hinterbeine eine Grube in das durch die Sonnenwärme sehr harte Erdreich gescharrt. Den harten Boden hat sie mit Wasser so angefeuchtet, dass eine kleine Schlammpfütze entstanden ist, die das Graben erleichtert. Das Wasser hierfür hat sie in ihrem Analsack, mit dem die Natur die Schildkröten ausgestattet hat, mitgebracht.  Um nicht weiter zu stören, entferne ich mich. Der gewählte Eiablegeplatz erscheint mir allerdings nicht geeignet, denn die wachstumsfreudigen Brombeeren werden bald wieder austreiben und somit die Sonne an der nötigen Erwärmung des Brutplatzes hindern. Die Rotwangenschildkröten sind in den mittleren und östlichen Nordamerika beheimatet. Sie wurden durch den Tierhandel  als Schmuckschildkröten nach Europa  eingeführt und an Tierfreunde verkauft. Vielen dieser Tierfreunde wurden diese Schildkröten irgendwann lästig und sie gaben ihnen, vielleicht sogar in guter Absicht, die Freiheit, indem sie die Reptilien einfach in unsere heimischen Gewässer aussetzten. Mittlerweile gibt es bei uns kaum ein Stillgewässer, das frei von Rotwangenschildkröten ist. Diese Fremdlinge stehen in Deutschland nicht unter Artenschutz. Sie werden als Verfälschung und Gefährdung unserer heimischen Fauna eingestuft, da sie der heimischen Europäischen Sumpfschildkröte den Lebensraum nehmen und Krankheiten übertragen können, gegen die unsere heimische Art keine Widerstandskräfte hat.

Beim Heimweg kann ich  mich noch an den Anblick einer gebänderten Prachtlibelle erfreuen, die auf der Streuobstwiese ihre Flugkünste zeigt, sich schließlich auf eine Grasähre setzt um dort auszuruhen.

 

 

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