Donnerstag 03. November 2016
„Komm schnell zu mir auf den Balkon, hier sitzt ein seltsamer Käfer“ ruft Gertrud. Bis ich jedoch mit dem Fotoapparat den Balkon betrete, ist der Käfer nicht mehr zu sehen. Nach einer Weile entdecke ich das Tierchen auf unserer Fensterbank und merke schnell, dass der angebliche Käfer eine Wanze ist. „Nur was ist das für eine seltsame Art?“ so frage ich mich beim fotografieren der mit einer Körperlänge von etwa 2 cm doch recht großen Wanze. Ihre Oberseite ist rotbraun bis schwarz gefärbt, und in der Mitte der Flügeldecken verläuft ein weißes schmales Zickzackband. An den Hinterbeinen fallen mir merkwürdige Verdickungen auf. Irgendwie kommt mir die Wanze bekannt vor, aber ich kann mich nicht erinnern, wo ich sie schon gesehen habe. Nach eifrigem Recherchieren erfahre ich, dass die flinke Krabblerin Amerikanische Kiefernwanze genannt wird. Ihr wissenschaftlicher Name lautet: „Leptoglossus occidentalis„, und ihre ursprüngliche Heimat ist das westliche Nordamerika, noch westlich der Rocky Mountains. Sie ernährt sich vegetarisch von den Säften, die sie aus den Blüten und Samenanlagen der Nadelbäume saugt. Wird die Wanze massiv gestört, würde sie zu ihrer Verteidigung ein Sekret absondern, das nach Zitronen oder Äpfeln duften soll. Dies konnte ich allerdings nicht feststellen. Vielleicht empfand die Wanze das Fotografieren nicht allzu störend. Die Kiefernwanze ist ein guter Flieger, und beim Fliegen soll ein summendes Geräusch ähnlich wie bei einer Hummel ertönen. In Europa wurde die Kiefernwanze in Italien 1999 und in Deutschland 2006 erstmals gesichtet und gemeldet. Im Herbst suchen die Kiefernwanzen Schutz vor der Kälte und dringen dabei auch in unsere Häuser ein. Auch unsere Wanze verkroch sich bald in der Öffnung einer Rolladenführungsschiene, ohne sich für unseren Wunsch für eine gemütliche Winterruhe zu bedanken.
Als ich die Bilder der Kiefernwanze in mein Fotoarchiv einordne, stelle ich fest, dass ich am 20. Dezember 2013, also vor fast drei Jahren, hier am selben Haus auch schon eine Kiefernwanze fotografiert habe. Weil ich damals dieses Insekt in keinem meiner Bestimmungsbücher fand, wandte ich mich an Herrn Oliver Röller, der es als Amerikanische Kiefernwanze bestimmte.